Montag, 5. Oktober 2015

Wie ich meine Prints montiere...

Heute möchte ich mal ein wenig über das gedruckte Bild schreiben und zwar genauer gesagt über das Montieren des Selbigen in einem Klapppassepartout. Ziel des Ganzen ist ein fertig montiertes Werk, welches seinem Besitzer lange Freude bereitet, auch wenn der montierte Print im Passpartout anfängt zu arbeiten. Damit ist das Zusammenziehen bzw. Ausdehnen des natürlichen Fine-Art-Papiers aufgrund von Luftfeuchtigsänderungen, wie sie im Leben eines gerahmten Kunstwerkes leider vorkommen, sofern das gute Stück nicht in einem penibel klimatisierten Museum hängt.

Basis dieser speziellen Montage-Methode sind die sogenannten "T-Hinges", welche ich mir vor vielen Jahren von Bill Atkinson abgeschaut habe. Wer ihn nicht kennt, klicke unbedingt auf seinen Namen und diesen Link :-)

Doch jetzt der Reihe nach...

Beginnen sollte man natürlich mit einem wunderschönen, gut ausgearbeiteten und auf tolles Fine-Art-Papier gedruckten Print. Wichtig: Für dünnes Papier (unterhalb von ca. 250g/m2) ist diese Montagemethode nicht ideal! Wer sich näher für den ersten Teil dieses Prozesses interessiert, ist gerne zu meinen Fine-Art-Printing-Workshops eingeladen (sorry für die schamlose Werbung ;-) )

Alle weiteren Zutaten findet Ihr im folgenden Bild und der zugehörigen Liste mit den passenden Links:


Wichtig: Wenn man an seinem Werk lange Freude haben möchte, sollten alle Materialien für das langfristige Montieren und Rahmen geeignet sein. Hierbei ist insbesondere wichtig, dass keine Stoffe verwendet werden, die in irgendeiner Weise mit dem Print chemische Reaktionen bewirken. Also keine Lösungsmittel, Säuren u.s.w. in den Materialien enthalten sind. Man spricht hierbei zum Beispiel auch von "Museumsqualität" oder dass die Materialien den Photographic Activity Test (P.A.T.) bestanden haben. Alle o.g. Materialien sind dafür geeignet und das ist auch der Grund, warum manche Klebebänder etwas teurer sind als einfacher "Tesa" ;-)

Die coole Aufbewahrungsbox für die Glasgewichte gibt es übrigens nicht zu kaufen...die gibt's es nur mit dem richtigen Dad ;-)

Nachdem das geklärt ist, kann es mit den einzelnen Montageschritten losgehen:

Schritt 1: Klapppassepartout selbstgemacht

Natürlich bekommt man seine Klapppassepartouts auch fix und fertig von der Passepartout-Werkstatt geliefert. Da ich aber flexibler bin, wenn ich verschieden starke Rückwände und verschieden große Passepartouts unmontiert auf Lager habe und sich nebenbei bei größeren Mengen auch noch einiges sparen lässt, wenn man selbst Hand anlegt, montiere ich meine Klapp-PP seit langem selber und habe damit sehr gute Erfahrungen gemacht.

Man schneide sich einen Streifen Nassklebeband, der etwas kürzer als das PP breit ist. Dann wird er gut befeuchtet und das überflüssige Wasser gut abgetropft/abgeschüttelt. Der Print sollte dazu weit weg sein ;-)

PP und RW werden mit den Innenseiten nach oben auf eine große, ebene Fläche gelegt, so dass sie mit den langen Seiten zusammenstoßen und kein Spalt frei bleibt. Achtung: Wer PP mit optischer Mitte verwendet, sollte beim Querformat die schmalere Seite an die Rückwand stoßen lassen. Beim Hochformat sollte das fertige PP sich wie ein Buch nach links aufklappen lassen.

Das folgende Bild zeigt wie das Nassklebeband anschließend vorsichtig zur Verbindung von PP und RW aufgeklebt wird. Am besten auf einer Seite Anfangen und dabei das Band schon so halten, wie es nachher auf der anderen Seite angebracht wird, da nach dem Ankleben nur noch wenig Spielraum zum Verschieben bleibt.


Das Band gut andrücken und das austretende Wasser mit einem Baumwolltuch vorsichtig abwischen, so dass möglichst wenig auf PP oder RW landet. Danach möglichst zügig das Klapp-PP schließen und überprüfen, ob es bündig schließt. Wenn ja, nochmal öffnen und nachtrocknen, sonst vorsichtig durch Verschieben des Bandes korrigieren.

Zum Trocknen das Ganze am besten – wie im nächsten Bild zu sehen – mit den Glasgewichten beschweren. Dabei sollte das Klapp-PP unbedingt bündig geschlossen sein.


Schritt 2: Print ausrichten

Nach dem Trocknen wird das PP wieder geöffnet und der Print grob platziert. Wer wie ich gern mit bestimmten Standardmaßen arbeitet, der kann sich für den nächsten Schritt eine Schablone basteln und das Ausrichten des Prints damit deutlich beschleunigen.


Die Schablone sollte links und rechts den PP-Ausschnitt simulieren und an der langen Kante zum Ausrichten des Prints dienen. Ich lasse standardmäßig an jeder Seite 5mm des Prints unter dem PP verschwinden, das heißt die Ausbuchtung in der Schablone beträgt ebenfalls 5mm. Diese Schablone wird mit den Klammern an der Rückwand befestigt, so dass sie nicht verrutscht und der Print bequem – wie im nächsten Bild zu sehen – ausgerichtet werden kann. Falls jemand solche Klammern braucht, bitte einfach melden. Ich hab noch jede Menge rumliegen, da sie nur im Dutzend zu haben waren.


Hier seht Ihr, wie der Print am unteren Rand ausgerichtet wird und links und rechts die Überdeckung durch das PP simuliert wird. Ist man zufrieden damit, wird der Print mit – hoffentlich peinlichst sauberen – Gewichten beschwert, wie Ihr im nächsten Bild sehen könnt. Bei größeren Formaten auch gern mit noch einem Gewicht mehr, denn er sollte jetzt auf keinen Fall mehr verrutschen. Warum die obere Hälfte nicht beschwert wird, seht Ihr gleich.


Zuvor wird aber erst mal das PP geschlossen, damit man sieht, ob auch wirklich alles richtig sitzt und keine weißen Ränder des Prints (Blitzer) hervorkucken.


Schritt 3: Print befestigen

Für den nächsten Schritt benötigen wir zwei ca. 12cm lange Streifen vom Filmoplast P90, die sich aus dem praktischen Spender leicht herausholen lassen. Dazu ist es sehr vorteilhaft – genauso wie beim Anbringen des Nassklebebandes am Anfang – die Baumwollhandschuhe mal auszuziehen ;-)


Diese beiden Streifen werden nun vorsichtig von hinten am Print angebracht, der dabei weiter nicht verrutschen darf. Um ihn bequem anheben zu können, wurden die Gewichte nur unten platziert. Die P90-Streifen sollten auf den Drittellinien platziert werden und nach oben ca. 2cm herausstehen, ungefähr so wie im folgenden Bild. Vorsicht: Das Zeug klebt verdammt gut und geht nicht ohne Spuren wieder ab. Also den Print erst auf das P90 absenken, wenn die Position stimmt.


Wenn die P90-Streifen richtig platziert sind, müssen sie von vorne noch vorsichtig festgedrückt werden. Dazu sind die Baumwollhandschuhe pflicht. Nackte Finger haben auf der bedruckten Fläche nix verloren!

Als nächstes kommen die beiden Tyvek-Streifen zum Einsatz. Sie sollten so ca. 8cm lang sein (bei größeren Prints genau wie die P90-Streifen auch länger) und möglichst nahe am Print über die beiden P90-Streifen geklebt werden, so dass sich ein T ergibt (siehe die beiden nächsten Bilder). Daher auch der Name "T-Hinges" (was übersetzt T-Scharniere heißt). Der Vorteil dieser Montage ist wie schon weiter oben erwähnt, dass der Print sich ausdehnen und zusammenziehen (arbeiten) kann ohne dass er großartig Wellen ausbildet, da er nur an zwei (nicht zu weit am Rand liegenden) Punkten befestigt ist und diese "flexibel" sind.


Gleichzeitig kommt nur die Rückseite des Prints überhaupt mit klebenden Materialien in Berührung, so dass ein Angriff auf die bedruckte Seite durch die (hoffentlich vorhandene) Pufferschicht im Fine-Art-Papier noch unwahrscheinlicher wird. Merke: Die Klebematerialien sollten unbedingt den P.A.T. erfüllen damit auch keine ausgasenden Lösungsmittel den Print angreifen können.


Was passiert, wenn einfach "irgendwas Klebendes" zum "Aufziehen" benutzt wird, seht Ihr auf dem folgenden, leider sehr verrauschten Handybild. Die gelben Flecken traten schon nach weniger als einem halben Jahr auf, als das Bild von der Ausstellung zurück kam, bei der es so misshandelt wurde.


Die gelben Flecken sind nicht etwa "irgendwie" im Schnee gewesen, sondern der Kleber hat durch die Schutzschicht die Tintenauffangsschicht bzw. die darin befindliche Tinte angegriffen :-(

Im letzten Montageschritt wird der Print noch mit zwei "Mounting Corners" in den unteren beiden Ecken abgesichert, so dass er nicht nach unten oder zur Seite wegrutschen und so das relativ dünne P90 reißen kann, sollte der Print beim Transport irgendwelchen Beschleunigungen ausgesetzt sein. Im hängenden oder gar liegenden Alltag besteht dafür natürlich keine Gefahr.

Das nächste Bild zeigt, wie die "Fotoecken" mit etwas Abstand (1-2mm) zum Print angebracht werden. Der Abstand ermöglicht dem Print wiederum das "Arbeiten".


Schritt 4: Finish

Zum Abschluss wird das ganze Werk nochmal ordentlich sauber gemacht. Ja, das gilt auch für Nicht-Schwaben und andere Kehrwoche-Verweigerer! ;-)


Dabei sollte ein Besen verwendet werden, der keinerlei Spuren auf dem Print hinterlässt. Der oben aufgeführte und in diesem Bild eingesetzte Besen funktioniert dafür super gut. Und trotzdem hat es in einem meiner Workshops ein Grobmotoriker geschafft, mit dem Holzteil seinen Print zu verkratzen ;-) Also Obacht am Gerät!

Wer nun den Print nicht sofort in einem Rahmen unterbringen will oder gerne seine Rahmeninhalte wechselt und die Ersatzbank mit den gerade nicht gerahmten Prints optimal schützen will, dem seien noch die im nächsten Bild zu sehenden Flachbeutel ans Herz gelegt. Zu beziehen sind sie u.a. bei der PP-Werkstatt.


Doch nicht nur zur Aufbewahrung sind die Prints so optimal geschützt, sondern auch zur Präsentation beim Kunden, Gallerist oder im Kreis der Fotofreunde ist ein verpackter und im Klapp-PP montierter Print eine runde Sache und macht deutlich mehr her als "nur" ein Tablet/iPad herumzureichen :-)

Und für alle, die bis zum Ende gelesen haben, gibt es jetzt noch ein paar mehr Tiger zu sehen.

Enjoy...

Sie küssten und sie schlugen sich

Into the light

Mittendrin statt nur dabei ;-)

Ja, kein Tiger. Sondern eine Fischkatz

Oh Gott, schon wieder der mit seiner besch$&% Canon ;-)

Modeln macht müde

Star im Rampenlicht (Nein, so übel vignettieren auch Canon-Linsen nicht ;-) )

Mama, der Löffler hört nicht auf!

Doch, das war's für heute...