Heute klingelte der Wecker mal für uns beide recht früh, denn wir hatten einen wichtigen Termin bei der Paria BLM Ranger Station. Um diesen zu erreichen, wollten wir die Checkoutprozedur so früh wie möglich hinter uns bringen, denn wir befürchteten, dass sie ähnlich professionell und schnell von statten gehen könnte wie der Checkinvorgang. Doch es dauerte diesmal nur unwesentlich länger, als von anderen Motels und Hotels gewohnt. Aber schnell zurück zu unserem wichtigen Termin...
Die Eingeweihten unter den Lesern wissen natürlich worum es bei dem Termin ging. Für alle anderen eine kurze Erklärung. Wir wollten ein Permit für die North Coyote Buttes innerhalb der Paria Vermillion Cliffs Wilderness Area. Dort befindet sich die weltberühmte "Wave", eine Sandsteinformation die nicht zuletzt durch Ihre Fotogenität eine riesige Anziehungskraft auf alle Sandsteinfans ausübt. Allerdings ist diese Formation sehr, sehr fragil, sodass das BLM schon vor einigen Jahren entschieden hat, nur noch 20 Menschen pro Tag dorthin zu lassen. Die Hälfte der Permits wird dabei 6 Monate im voraus über die Webseite des BLM vergeben, doch da wussten wir noch nichtmal, dass wir im Oktober in den USA sein würden. Die restlichen zehn Permits werden jeweils am Vortag um 9 Uhr unter allen anwesenden in der Rangerstation verlost. Jede Gruppe (max. 6 Personen) bekommt ein Los und um 9 Uhr wird dann gezogen. Wird zuerst eine Gruppe mit 6 Personen gezogen, dann gibt es danach nur noch 4 restliche Permits, usw. Wird eine Gruppe mit mehr Teilnehmern als verbleibenden Permits gezogen, dann kann die Gruppe entscheiden, ob sie sich aufteilt und nur ein Teil der Gruppe geht, oder ob sie die Permits zurückgeben, dann wird weiter gezogen bis alle 10 weg sind. Wer kein Glück hatte und am nächsten Tag wiederkommt, bekommt ein Los mehr in den Topf. Solange man keinen Tag auslässt, bekommt man also jeden Tag eine etwas größere Chance. Bei unserem ersten Besuch hier vor vier Jahren versuchten wir es vier Tage in Folge, bis wir unsere beiden Permits bekamen. Und auch am vierten Tag mit vier Losen wurden wir nur ein Mal gezogen. Also alles andere als Glückspilze...
Damals wurden auch noch die von den Antragstellern ausgefüllten und dann zusammengefalteten Formulare aus dem Hut des Rangers gezogen. Diesmal sah das ganze schon viel professioneller aus, denn es kam ein richtiges Ziehungsgerät (ähnlich wie bei den Lottozahlen in Deutschland) mit nummerierten Kugeln zum Einsatz. Insgesamt waren ca. 35-40 Personen anwesend, die alle ein Permit wollten, was schon etwas mehr war, als vor drei Jahren. Der Ranger erzählte vor der Ziehung auch, dass eine Woche zuvor der absolute Rekord mit 95 Personen aufgestellt wurde. Unglaublich, der Wave-Wahnsinn wird immer schlimmer. Aber das ist auch nicht verwunderlich, denn der Ort ist einfach gigantisch...
Um es kurz zu machen: Wir wurden natürlich nicht gezogen! Da wir aber diesmal leider keine 4 Tage Zeit zum Warten übrig hatten, mussten wir den Besuch für diesmal eben abschreiben. Schade, denn es gibt IMHO nicht viele Orte auf der Welt, die es mit diesem Gebiet aufnehmen können. Die Bilder weiter oben stammen deshalb auch von unserem Besuch vor 3 Jahren, aber ich wollte für die Nichteingeweihten einfach zeigen, worum es eigentlich ging.
Also trat unser Plan B in Kraft: Ein Besuch der oberen Rimrocks im Grand Staircase Escalante, d.h. wir wollten uns die zahlreichen Hoodoos (u.a. die Toadstool Hoodoos, siehe Bericht von gestern) einmal von oben ansehen. Wir verbrachten noch ein bisschen Zeit in der Rangerstation und stöberten durch die ausliegenden Bücher und Infomaterialien, denn das beste Licht des morgens hatten wir zwangsläufig eh schon verpasst und somit bestand auch kein Zeitdruck. Das ist die Crux am Warten auf ein Permit, man muss den Sonnenaufgang leider opfern, sofern man ihn nicht in nächster Nähe zur Rangerstation verbringt oder die Zeit zum Fotografieren deutlich begrenzt.
Als wir alle Bücher, Kalender und Poster durch hatten, machten wir auf den Weg zur Cottonwood Canyon Road, einer Schotterstraße die durch den Escalante und u.a. zur Oberkante der Rimrocks führt. Wäre unser Toyata so gut in Schuss gewesen, wie die Toyotas, die wir bislang in Afrika bekommen haben, dann wäre die Strecke richtig spassig geworden. OK, eigentlich sind Dirtroads für (normale) Mietwagen in den USA ja eh tabu, wir sollten uns eigentlich besser nicht beschweren...Aber ich fahre halt für mein Leben gern auf solchen Straßen ;-)
Oben angekommen suchten wir uns einen sonnigen Platz, an dem wir das Auto abstellen konnten. Sonnig deshalb, denn es durfte mal wieder als Solarofen herhalten. Das folgende Foto zeigt unsere jahrelang erprobte Methode um Dosennahrung auf die von unserem "Ernährungsberater" geforderte Verzehrtemperatur zu bringen ;-) -> Auto mit der Frontscheibe in Richtung Südwesten ausrichten (da hilft der Kompass in unserem Wunderauto natürlich sehr ;-) und dann die Dosen aufs Armaturenbrett stellen und wenn möglich von Zeit zu Zeit wenden -> Fertig!
Nach diesen wichtigen Vorbereitungen machten wir uns auf zum oberen Rand der Rimrocks. Dort angekommen wurden wir mit einem genialen Ausblick nicht enttäuscht und machten es uns auf einem schönen Felsen direkt am Rand bequem und genossen die Aussicht und die Sonne. Von letzterer leider etwas zu viel, denn wir holten uns beide einen Sonnenbrand, da wir die Höhe wohl unterschätzt hatten. Bislang hatten wir uns nämlich noch kein einziges Mal eingecremt und nirgends Probleme gehabt. Hier waren wir aber etwas zu übermütig und mussten es anschließend eben büßen...
Dafür hatten wir einen wunderschönen und faulen Mittag verbracht, bevor wir uns wieder Richtung Auto aufmachten, wo wir ein spätes Mittagessen direkt aus dem Solarofen genossen. Im folgenden ein paar Bilder von unserem Aussichtspunkt:
Für den Sonnenuntergang hatten wir uns einen weiteren Besuch der Toadstool Hoodoos vorgenommen, die nämlich noch viel mehr schöne Dinge bereit halten als nur den Haupthoodoo. Heute hatten wir auch die Möglichkeit, dort deutlich vor Sonnenuntergang anzukommen.
Noch mal der Haupthoodoo
Und noch mal als Hochformatpanorama
Ein richtiger dicker Hoodoo...
...hier aus einem anderen Winkel
Allein der Boden sieht hier schon faszinierend aus
Und noch ein lustiger Hoodoo
Und noch mal als Hochformatpanorama
Ein richtiger dicker Hoodoo...
...hier aus einem anderen Winkel
Allein der Boden sieht hier schon faszinierend aus
Und noch ein lustiger Hoodoo
Ein Panorama bei dem sehr schön die recht dünne Schicht roten Sandsteins zwischen den dominierenden weissen/gelblichen Schichten sichtbar wird
Anschließend machten wir uns auf den Weg nach Kanab. Eigentlich nur ca. 50 Meilen, aber die haben es heute Nacht in sich. Ohne Vorwarnung springt nämlich plötzlich ein ausgewachsenere männlicher Maultierhirsch vor uns auf die Straße und ich kann gerade noch so anhalten. Zum Glück habe ich das Speedlimit nicht ausgereizt, was ich in solchen Gegenden bei Nacht eh nur ungern möchte, denn genau solche Situationen könne da immer wieder aus dem Nichts auftauchen. Das schlimme daran ist, dass den Hirsch niemand dafür belangen kann, dass er ausserhalb seiner "Migration Area" über die Straße gesprungen ist. Diese begann nämlich erst ca. 1 Meile weiter und damit war seine Aktion nach amerikanischem Recht sicher hochgradig illegal. Aber die einheimischen können sich halt alles erlauben. Nur ein paar Meilen später bringt der nächste lebensmüde Hirsch einen noch krasseren Stunt. Er wartet nämlich bis ich, zwar langsam, da ich ihn rechtzeitig gesehen und abgebremst habe, an ihm vorbeifahre und just als wir kurz vor ihm sind springt er uns vors Auto. Zum Glück waren wir wie gesagt sehr langsam, so dass mit einer herzhaften Vollbremsung die Sache noch glimpflich ausging. Nur der Inhalt unseres Autos wird dabei neu durchgemischt...
Daran hätte er sich streng genommen eigentlich halten müssen und ein Abschnitt von 20 Meilen sollte doch wirklich groß genug sein
Danach verläuft der Rest der Fahrt ohne weitere Zwischenfälle, aber unser Adrenalinspiegel bleibt noch eine ganze Weile im oberen Bereich. In Kanab angekommen finden wir recht schnell im Quality Inn eine Bleibe für die Nacht und auch wieder Internet zum Bloggen, etc. hatten. Da wir etwas Schlaf aufzuholen hatten und vom Wandern der letzten Tage auch recht müde waren, schliefen wir schon recht bald ein.