Mittwoch, 22. Juli 2009

Ein Tag bei den Wölfen

Am vergangenen Montag machte ich nach vielen Jahren mal wieder einen Besuch im Wildpark in Bad Mergentheim. Das Stativverbot, das dort seit dem Frühjahr 2005 herrscht, hatte mich bis jetzt davon abgehalten, was eigentlich sehr schade war, denn die Möglichkeiten sind dort in vielen Bereich sehr interessant.

Doch Dank einer glücklichen Wendung habe ich nun wieder die Möglichkeit dort nach Herzenslust zu fotografieren. Näheres dazu erfahrt Ihr im nächsten Blogeintrag.

Pünktlich um viertel nach fünf klingelte also der Wecker, und es hieß fertig machen zum Ablug. Schnell waren Rucksack, Beach-Rolly, Verpflegung (in Form von jeder Menge Wasser und Müsliriegeln) und die Stative inkl. meines neuen Sachtler-Stativs im Auto verstaut und ich machte mich auf die ca. 150km lange Fahrt.

Als ich gegen 8.15 Uhr beim Park ankam erfuhr ich von Herrn Hoffmann, dem sympathischen neuen Besitzer des Parks, dass die Wölfe 5 Welpen haben und auch bei den Bibern Nachwuchs zu bestaunen ist. Auf die Wölfe hatte ich schon spekuliert, denn der Park beherbergt eines der größten Wolfsrudel Europas und hat in den letzten Jahren sehr zuverlässig Nachwuchs gehabt. Vielleicht könnte das ja eine gewisse Entschädigung für den letzten Aufenthalt im Bayrischen Wald werden ;-)

Also machte ich mich natürlich gleich auf zu den Wölfen und traf auf dem Weg dorthin einige alte Bekannte, wie z.B. die Füchse im Bärengehege und einen der Luchse wieder.

Hier mal eine kleine Bildergeschichte aus dem Jahre 2005. Der Fuchs ist schon verdammt frech und kennt wahrscheinlich den tragischen Tod seines Kollegen aus dem Bayrischen Wald nicht, der sein Zusammentreffen mit Meister Petz leider nicht überlebt hat...

Frech die Zunge rausstrecken

Dann schnell verpissen

Um dann sofort wieder von hinten vorzurücken

Anschließend machte sich der Fuchs aber schnell wieder vom Acker. Entweder ist er viel ausgefuxter als sein bayrischer Kollege (eh klar ;-) oder die drei Bären in Mergentheim zu faul und vollgefressen, aber auf jeden Fall hat er die 4 Jahre seit den Fotos gut überstanden...

Daydreamer (auch 2005)

Da die Bären, Füchse und Luchse aber noch müder als ich waren (hatten die etwa auch bis spät in die Nacht gearbeitet?), hielt ich mich nicht lange mit ihnen auf, sondern marschierte schnurstracks weiter zu den Wölfen und brachte das mitgebrachte Gerät in Stellung.

Es dauerte nicht lange und die ersten neugierigen Wölfe tauchten auf. Auch die kleinen Welpen konnte ich bald erspähen. Leider war Licht nicht gerade im Überfluss am Start, sodass erstmal nur an statische Motive zu denken war. Dabei durfte das Sachtler (ENG 2 CF) mit dem DV12-Kopf seine ganze Stabilität ausspielen, so dass auch bei 700mm Brennweite und 1/50s noch scharfe Fotos möglich waren. Mehr zum Stativ, Kopf und einem Vergleich mit meinem Gitzo und dem Wimberley-Kopf in einem der nächsten Einträge...

Noch weit weg (aber näher als im Bayr. Wald ;-)

Erstmal die Großen vorschicken...

Noch skeptisch...

Ich bleib lieber bei Mama

Immer gut einen Schulterklopfer hinter sich zu wissen...

Er war der Neugierigste und Frechste!

Die beiden ließ alles kalt :-)

Je näher es aber dann auf die Fütterung zu ging, desto mehr Unruhe und Action kam ins Rudel und auch das Licht lies nun, nach dem obligatorischen zwischenzeitlichen Regen, endlich kürzere Zeiten zu.

Alles halb so wild...

Mein Stöckchen!

Die Fütterungs-/Führungs-Runde machte sich dann auch bald schon von weitem bemerkbar und ich packte in Anbetracht der heranstürmenden Schulklassen mein ganzes Geraffel auf einen Haufen. Bis zu diesem Zeitpunkt war ich im Park insgesamt vielleicht 5-6 Menschen begegnet, aber jetzt ging es wie üblich zur Sache ;-)

Und das waren max. die Hälfte der Kinder...

Nach der Fütterung war dann wie üblich bald wieder Ruhe...sowohl die Führung zog weiter als auch die Wölfe legten sich vollgefressen aufs Ohr. Zuvor konnte ich aber noch ein paar Fotos von den Welpen schießen, so dass ich voll auf meine Kosten kam ;-)

Betteln um Fleisch in der Hardcore-Variante:
Beißen statt lecken!

Gib sofort was von dem Fleisch her!

Da jetzt erstmal mit großer Wahrscheinlichkeit nix mehr los sein würde, packte ich meine sieben Sachen und zog weiter. Auf der Runde durfte ich zum ersten mal die Marderhunde sehen, eine bei uns in Europa erst ab den 30er bis 60ern eingewanderte Hundeart (also ein Neozoon), die dem Waschbären recht ähnlich sieht und ursprünglich aus Japan, China und Sibirien stammt.

Mein erstes und bislang einziges Bild vom Marderhund

Weiter ging's auf dem Rundweg, doch die Zeit war langsam fortgeschritten und die meisten Tiere daher schon faul und unmotiviert. Lediglich die Waschbären zogen eine kleine Martial-Arts-Show ab:

Die Nordwürttembergische Waschbärtechnik

Da es mittlerweile aufgehört hatte zu Regnen und die Sonne vom Himmel stach, suchte ich mir wieder bei den Wölfen angekommen eine schöne Bank und legte mich in die Sonne. Tierfotograf ist doch ein toller Beruf...lieber in der Sonne langweilen und auf faule Tiere warten, als irgendwo im Büro ohne Klimaanlage zu schmoren und dem Rauschen der Entlassungswelle zu lauschen...Toparbeitgeber hin oder her...

Tja, so leicht kann man sich über die langweilige und lichttechnisch eh zu vergessende Mittagszeit hinweg motivieren. OK, die Butterbretzel und Müsliriegel haben auch etwas mitgeholfen ;-)

Den restlichen Mittag zog ich weiter durch den Park ohne viel Chancen auf ein Foto zu finden. Was nicht heißt, dass ich (unbelehrbar, wie ich nun mal bin) es nicht trotzdem versucht hätte.

Die Bären befanden sich noch immer im Sommerschlaf

Auch die Luchse hatten ähnlich viel Motivation...

Lediglich während der 2. Fütterungsrunde
war "etwas" Bewegung im Spiel...


Wenigstens die Wildkatze posierte
für ein (und auch nur ein) Foto

Erst in der letzten 3/4 Stunde zogen ein paar tapfere Wildparkbewohner nochmal alle Register und ich hatte das Glück dabei zu sein, sodass mir noch die beiden Highlights des Tages gelangen...

Mr. Cool Racoon

Algenglibber zum Abendbrot...wem's schmeckt ;-)

Danach war auch schon Ende der Besuchszeit und nach einer etwas weniger als 2 stündigen Autofahrt ging ein vierzehnstündiger Foto"arbeits"tag zu Ende und ich ausnahmsweise etwas früher zu Bett...

Donnerstag, 9. Juli 2009

Auf Regen folgt Sonnenschein...

...nur wann? Diese Frage stellte ich mir die letzten Tage öfters als mir lieb war. 5 Tage, 1000km, ca. 40kg Fotoausrüstung das waren die Eckdaten für unseren Ausflug in den Nationalpark Bayrischer Wald. Ziel waren die Wolfswelpen im Tierfreigehege bei Neuschönau.

Doch erstens kommt es anders...

Das Wetter spielte mal so gar nicht mit, denn schon auf der Hinfahrt erlebten wir ab München einen Wolkenbruch nach dem anderen und das sollte sich auch die ganzen Tage nicht ändern. Im gesamten Gebiet war Wasser mehr als im Überfluss unterwegs. Von rechts, links, vorne, hinten, unten und nicht zuletzt von oben. Das nervte nicht nur irgendwann mich, sondern auch die meisten Tiere, so dass sie sich so gut wie gar nicht blicken ließen, sondern sich so gut wie möglich vor dem Regen in Sicherheit brachten. Lediglich auf meine alte Bekannte, die Luchsdame, war Verlass...zumindest als sich eines Abends doch die Sonne für kurze Zeit zeigte.

Man beachte vor allem die Krallen


...und zweitens als man denkt!

Also dachte ich mir: Wenn schon nass dann richtig und wir machten uns nach Tschechien auf an einen kleinen Fluss den ich schon im Vorjahr entdeckt, aber aus Zeitmangel nicht erkunden konnte. Im Gepäck natürlich die guten alten Tevas mit denen ich schon so manche Stunde im kalten Wasser unterwegs war...meistens um hinterher die Bilder doch wieder zu löschen ;-)

Als wir ankamen, schien noch die Sonne, was für die Art von Bildern die denkbar schlechteste Voraussetzung darstellt. Doch ich wusste: Wenn im Moment auf eines Verlass war, dann darauf, dass dies nicht lange so bleiben würde. Nach einer Zeit des Suchens und Erkundens hatte ich dann eine Stelle gefunden, die mir für mein Panorama geeignet schien und während ich noch alles vorbereitete, fing es auch schon an zu regnen. Na toll! Aber wenigstens die Sonne war damit weg. Auf dem Weg durch den Bach (der gar nicht mal soooo kalt war, wie zu erst vermutet) fing es dann auch schon an zu donnern und bis das Stativ und der Panoramakopf im Wasser (sowohl im wirklichen wie auch im übertragenen Wortsinn ;-) standen, regnete es schon heftiger und der Nebel machte sich breit...

Aber um ehrlich zu sein war mir das zumindest für das Bild alles gar nicht so unrecht. Nur beim Gedanken an den Rückweg durch den strömenden Regen war mir alles andere als warm ums Herz. Doch dadurch verringerte sich wenigstens die Anzahl der Versuche, denn mittlerweile sah man auch schon den ersten Blitz durch den Himmel zucken und ich wollte davon nicht mit Stativ im Wasser überrascht werden. Alles in allem bin ich deshalb mit dem Ergebnis mehr als zufrieden. Trotzdem will ich hier unbedingt nochmal im Herbst hin, den nix ist so gut, dass man es nicht noch besser hinbekommen könnte ;-)

Außerdem hat mein Praktikant seine Kamera in der Pension vergessen, so dass nicht mal ein "Making Of" meiner todesmutigen Flussdurchquerung (Man beachte: Jetzt ist es schon ein Fluss) entstanden ist. Er muss noch so viel lernen...

Ein weiterer Traum wurde endlich war

Bleiben zwei Fragen: Hat sich das ganze jetzt gelohnt? Mich entschädigt auf jeden Fall das Panorama für den ganzen Frust und die zahlreichen nassen Stunden der Warterei und Rumsteherrei während der 5 Tage, denn seit ich fotografiere träume ich von einem Panorama von so einem Bach. Vor einem Jahr habe ich endlich so einen Bach gefunden, aber die ganze Zeit die ca. 1000km Fahrt "nur für ein Bild" gescheut. Jetzt wollte ich zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen und de facto waren es eben 1000km nur für zwei Bilder! Naturfotografen sind halt einfach bescheuert...

Und zu guter letzt die Beantwortung der zweiten bzw. Eingangsfrage: Wann folgt der Sonnenschein auf den Regen?

Klar: Als wir auf dem Heimweg waren schien nach ca. halbstündiger Fahrt plötzlich die Sonne so wie es sich eigentlich für den Juli gehört...