Samstag, 2. April 2016

Von Datenrobotern und dem Vorabtauschen von defekten Festplatten

Heute habe ich mal wieder einen eher technischen und vor allem hoffentlich nützlichen Blog-Post für Euch (Gescheite Bilder gibt es am Ende ;-) ). Nebenbei stelle ich Euch auch ein Produkt vor, dass bei uns in Deutschland noch nicht so bekannt und verbreitet ist, wie in seinem Heimatland, den USA. Es handelt sich um einen DROBO, genauer gesagt um die NAS-Variante, den DROBO 5N. Ein NAS oder Network Attached Storage ist ein Speichergerät, das nicht direkt an einen Rechner sondern an das lokale Netzwerk bei Euch zu Hause angeschlossen wird, so dass von allen Rechnern, Tablets, Smartphones oder auch vom Fernseher direkt darauf zugegriffen werden kann. Soweit ist das natürlich nix besonderes, denn das gibt es von vielen Herstellern schon recht lange.


Das besondere an den DROBOs (Data Robots) ist allerdings, dass man hier Festplatten verschiedener Größe miteinander mischen kann und der DROBO diese zu einem großen gemeinsamen Laufwerk zusammenfasst. Wird der Speicher dann irgendwann knapp, kann einfach die kleinste verwendete Festplatte entfernt und durch eine größere ersetzt werden und schon geht es mit mehr Kapazität weiter. Der DROBO organisiert die Daten dabei so, dass immer eine (auf Wunsch auch zwei, dann aber mit weniger Gesamtkapazität) Festplatte ausfallen bzw. entfernt werden kann, ohne dass es zu einem Datenverlust kommen kann. Das funktioniert so ähnlich wie bei einem RAID5- oder RAID6- Gerät, nur dass durch die BeyondRAID-Technik des DROBOs nicht alle Festplatten die selbe Größe haben müssen und dass ein DROBO immer ganz leicht erweitert werden kann, wenn der Platz knapp wird. Bei einem herkömmlichen RAID muss dazu erstmal alles auf ein anderes Medium gesichert werden. Danach müssen alle Platten des RAIDs (meist 3-5) durch größere ersetzt und die Daten wieder zurück kopiert werden. Das kostet Zeit und ordentlich Geld, da man immer alle Platten auf einmal tauschen muss. Bei einem DROBO kann man auch erst mit nur zwei Platten starten und die (in der Regel) fünf Schächte nach und nach mit weiteren Platten füllen, um die Kapazität zu erweitern.

Ich selber habe bei mir zu Hause und bei einigen Kunden und Kollegen schon länger zahlreiche DROBOs im Einsatz und kann bislang nur Gutes darüber berichten. Der geringe Aufpreis zu einem herkömmlichen Gerät macht sich aus meiner Sicht auf jeden Fall bezahlt.

In meinen DROBOs drehen sich in erster Linie Western Digital RED Festplatten, die genau für diesen Zweck (den Betrieb in einem NAS) gedacht sind. Ich habe mit den Laufwerken insgesamt sehr gute Erfahrungen gemacht. Und der Ausfall, von dem ich im folgenden Berichten will, ist erst der zweite überhaupt, den ich mit den REDs erlebt habe. Bei insgesamt über 40 Laufwerken, die ich davon bei mir oder Kunden im Einsatz habe, ist das keine schlechte Zahl. Jedoch würde ich auf Grund der Erfahrungen von Backblaze, einem der größten Online-Backup-Anbieter, von der 3TB-Variante der RED eher abraten. Und genau so eine ist bei mir auch kürzlich zu tauschen gewesen. Leider hatte ich die acht 3 TB REDs schon gekauft, bevor es den verlinkten Blog-Post von Backblaze gab...

Während ich neulich in Slowenien unterwegs war, schickte mir einer meiner DROBOs eine Email, dass es ein Problem mit der Ausfallsicherheit gebe, da mit einer Platte etwas nicht stimmte. Kurze Zeit später kam eine Mail, dass der DROBO die Ausfallsicherheit wieder herstelle und schließlich noch eine Mail, dass die Ausfallsicherheit wieder gegeben sei. Die Abstände dazwischen waren nur wenige Minuten, so dass ich etwas stutzig wurde. Wäre eine Festplatte komplett ausgefallen, hätte der Wiederherstellungsvorgang deutlich länger dauern müssen.

Auf den ersten Blick alles normal

Wieder daheim habe ich natürlich gleich mein DROBO-Dashboard (die Verwaltungssoftware) angeworfen und auf den DROBO draufgeschaut. Der Gesamtzustand des Systems war zwar in Ordnung, aber beim Blick auf die einzelnen Festplatten zeigte Schacht 1 (bei DROBO wird im Informatikerstil bei 0 angefangen zu zählen) ein Problem an. Leider war dem guten Stück keine tiefergehende Info zu entlocken, was denn mit der Platte nicht in Ordnung war.

Doch bei Schacht 1 stimmt was nicht

Doch zum Glück gibt es ja noch den DROBO-Support. Über den hat man zwar in der Vergangenheit nicht nur Gutes gehört hat (um es mal vorsichtig auszudrücken), aber mittlerweile hat er sich sehr gebessert und über die eingebauten Funktionen im DROBO-Dashboard war auch sogleich ein LOG-File von meinem DROBO beim Support. Der antwortete innerhalb kürzester Zeit und meinte, dass es mit der besagten Platte Synchronisations-Probleme gegeben habe und sie wohl über kurz oder lang komplett ausfallen werde.

Hilfe ist nahe

Zum Glück war die 3-jährige Garantie noch lange nicht abgelaufen, so dass ich mich sogleich auf die Suche nach Infos zur Garantieabwicklung bei Western Digital machte. Von meinem Händler erfuhr ich, dass der Austausch gerne mehrere Wochen dauern könne. So lange wollte ich eigentlich nicht unbedingt warten, denn dann hätte ich mir zum sicheren Betrieb des DROBOs erst eine neue Platte kaufen müssen, da der DROBO zu voll war, um ohne die 3TB-Platte noch die Ausfallsicherheit zu gewährleisten. Zum Glück entdeckte ich auf der Homepage von WD, als ich diesen langwierigen Garantietausch anstoßen wollte und noch bevor ich einen Ersatz gekauft hatte, dass es auch einen "Erweiterten Garantie-Tausch" gibt. Leider gab es dazu keinerlei Infos. Von anderen Herstellern kenne ich aber den Weg, dass man bei Angabe einer Kreditkarte vorab ein neues Gerät zugeschickt bekommt und man nach Erhalt des Selbigen das defekte Gerät dann zurückschickt. Die Kreditkarte dient dabei der Absicherung des Herstellers, dass das "defekte" Gerät auch wirklich zurückgeschickt wird. Andernfalls wird einfach die Kreditkarte mit dem Neupreis des Gerätes belastet.

Genau so etwas erhoffte ich mir von dem "Erweiterten Garantie-Tausch" und ein kurzer Anruf bei WD bestätigte dies zu meiner Freude. Also wurde noch am Telefon genau dies angestossen und obwohl mein besagtes 3TB RED-Modell aktuell nicht vorrätig war, gab der nette UPS-Mann schon am übernächsten Tag ein kleines Paket bei mir ab.

Schneller Ersatz
Jetzt konnte ich die gefährdete Platte rausziehen (im laufenden Betrieb versteht sich) und durch die Tauschplatte ersetzen. Da die Platte durch den Transport aber noch sehr kalt war, ließ ich sie erst mal ein paar Stunden im Keller neben dem DROBO "auftauen" bis sie Umgebungstemperatur hatte. So viel Zeit muss sein. Die folgenden Bilder sollen zeigen, wie einfach das Ganze von statten geht...

Noch ist alles im grünen Bereich, da die Platte ja prinzipiell noch OK war

Problem-Platte raus und der DROBO fängt mit den LEDs an zu schimpfen

Ersatzplatte rein und der DROBO fängt mit der Wiederherstellung an

Das Dashboard gibt eine erste (zu) optimistische Schätzung ab

Nach 12h war der ganze Spuk dann vorbei und alles wieder im "grünen" Bereich

Die Problemplatte habe ich in der gelieferten Verpackung wieder zurückgeschickt (leider nur auf eigene Kosten möglich) und nach ein paar Tagen die Nachricht erhalten, dass nun alles abgeschlossen sei. 

Wer also bei einer defekten Platte nicht wochenlang auf Ersatz warten möchte und für die Zeit auch keinen Ersatz kaufen möchte, der hinterher dann evtl. übrig ist, für den ist dieser "Erweiterte Garantie-Tausch" eine ideale Lösung und es wäre natürlich toll, wenn WD seine Händler über diesen Weg informieren würde, so dass die Kunden nicht selber danach recherchieren müssen.

Und jetzt noch was anderes (und hoffentlich besseres) als olle Screenshots und miese Handy-Bilder ;-)


 



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