Aber das ist natürlich kein Vergleich zum CM. 5 Zeilen ganz easy von Hand abfahren, schon ist das erste Target vermessen und beim zweites genau das gleiche...das dauert keine 30s pro Target.
Im Vergleich dazu sind die 3-4 Minuten pro Target beim i1 schon ne Ewigkeit und man versteht sofort, warum es ein cleverer Zug von x-rite ist, die Werbung für den
(Klick auf's Bild lässt den Aufkleber besser erkennen) direkt auf das Lineal zu kleben. Spätestens bei 10. Target haben sie einen rumgekriegt und man bestellt den automatisierten Helfer dazu ;-)
Wer sich fragt, wie sorgsam man beim Messen sein sollte und wie fehleranfällig das Ganze ist, dem kann ich versichern, dass die Software alle von mir mutwillig gemachten Fehler erkannte. Egal ob falsche Zeile, falsche Target Nummer, zu schnelles Abfahren, nicht vollständiges Abfahren, etc., stets quittierte die Software dies mit der Fehleranzeige. Hier bestehte beim CM auch noch ein kleiner Verbesserungspunkt, denn er hat keine akustische Rückmeldung. Man muss also nach jeder gemessenen Zeile den Kopf zum Monitor drehen, um sich zu vergewissern, ob man erfolgreich war. Bei 10 Zeilen pro Profil zwar wirklich zu verschmerzen, aber nach jeder Messung zwei verschieden Töne für Erfolg oder Misserfolg auszugeben hätte den Endpreis des CM sicherlich noch immer im bezahlbaren Bereich belassen...
Lediglich bei einem einzigen der mit dem i1 vermessenen Targets muss es wohl einen Messfehler gegeben haben, denn der Gamutplot (siehe nächstes Bild) des resultierenden Profils zeigte eine Kerbe, die dort eigentlich nicht zu erwarten wäre. Nochmaliges Messen (beim i1 ja gar kein Problem) behob den Fehler natürlich so gleich.
Hier begegnet einem natürlich eine der wichtigsten Regeln im Farbmanagement: Man sollte alle Ergebnisse immer kontrollieren. Und darin sehe ich auch eines der Probleme der ganzen "Do it yourself" Thematik, wenn man es aus Sicht eines reinen Benutzers der Hard- und Software sieht, der sich nicht tiefer mit der Materie beschäftigen will. Aber dazu mehr im Fazit.
Nachdem ich also meine Standard Papiersorten (Ilford Galerie
Gold Fibre Silk,
Smooth Pearl Paper,
Smooth Gloss Paper, Hahnemühle
Photo Rag,
Monoprint Arles Plus), alle vermessen hatte, ging es nun ans Sichten der Profile und ans Drucken mit den neuen Profilen.
Kleine Anekdote am Rande, wo wir gerade die wunderbare Firma Hahnemühle erwähnen: Ich werde immer wieder gefragt, warum in meinen Lightroom-Druck-Presets, etc. "Hahnemulah" im Namen steht und nicht der richtige Name.
Das kam so: Auf seiner (wie ich finde besten Fotowebseite) Luminous Landscape Seite veröffentlichte Michael Reichmann vor ein paar Jahren einen Test von neuem Hahnemühlepapier und dabei unterlief ihm jener Schreibfehler, der, wenn man sich vorstellt wie ein Amerikaner ... sorry Kanadier ... aber egal ... diesen Firmennamen wohl ausspricht, durchaus nachvollziehbar ist. Ich fand die Schreibweise jedenfalls lustig und verwende sie seither für meine Presets. Im Artikel hat er den Fehler natürlich recht bald korrigiert (wenn auch nur mit u statt einem ü, aber das scheint für Amerikaner/Kanadier eh des öfteren ein Problem), aber wie ich gestern durch Zufall gesehen habe, ist es in der Review-Index Seite noch immer so geschrieben wie zur Veröffentlichung des Artikels. Siehe Screenshot für den ultimativen Beweis:
Nun aber zum entscheidenden Teil des Ganzen, nämlich den erzeugten Profilen. Eines gleich vorweg: Der CM liefert wirklich gute Ergebnisse, wenn man bedenkt, dass er nur so wenige Felder vermisst. Sowohl das Messgerät als auch die Software leisten also gute Arbeit.
Hier mal der Gamutplot am Beispiel des Ilford Smooth Pearl Papers, zwei Ansichten in 3D und eine 2D Projektion.
Rot ist das Profil des CM, das Drahtgitter ist das i1 Profil. Die Abweichungen sind sehr gering und, soviel kann schon vorweg genommen werden, im Druck der von mir ausgewählten Testbilder nicht sichtbar.
Wie sieht es aber mit den von vielen gelobten, von genauso vielen verteufelten generischen Profile der Hersteller aus?
Hier in Grün das Ilford-eigene Profil im Vergleich zum i1 Profil. Die Unterschiede im grün-cyan-blau-Bereich sind hier schon größer. In der Praxis zeigen sich in meinem "
Blood of Emeralds" Bild in der mit Ilford-Profil gedruckten Version ganz leichte Tonwertabrisse, im extrem gesättigten Grünbereich des Wassers, die sowohl mit dem i1 als auch mit dem CM-Profil nicht zu sehen sind.
Ein Plot mit den Farben des Originalbildes (Punktwolke)
Es sieht so aus, als ob die beiden letztgenannten Profile die ganzen OutOfGamut-Farben des Bildes einfach sauberer in das Gamut der Drucker/Papier-Kombination überführen als das Ilfordprofil. Ich habe es nur mit perzeptivem Rendering Intent gedruckt, da es so viele OutofGamut-Farben hat, dass aus meiner Sicht nur dieses Sinn macht.
<schamloser werbe-einschub>Sorry wenn sich in der billigen sRGB-Version des Bildes hier im Blog nicht viel gesättigtes Grün finden läßt, aber wer die volle Pracht möchte, muss sich für den käuflichen Print entscheiden ;-) </schamloser werbe-einschub>
Bei einem anderen Problembild kann das Original Ilford-Profil dafür mit einer besseren Schattenzeichnung punkten, die mit dem CM trotz eines auf genau dieses Bild optimierten Profiles nicht zu erreichen war. Das i1 Profil konnte ich mit dem Profil-Editor der i1 Software immerhin zu einem sehr guten Ergebnis bringen, aber das direkt erzeugte i1 Profil war ebenfalls nicht auf dem Niveau des Ilford-Profils und die Drucke nicht von denen des CM-Profils zu unterscheiden. Auch der Tipp von
Dieter Bethke, es mal mit Black Backing, also dem Hinterlegen des Targets mit schwarzem Material, brachte keinen Gewinn bei der Schattenzeichnung, dafür war das Papier dann schon zu dick.
Hier das gerade erwähnte Bild, das ich zum Test der Schattenzeichnung verwendet habe. Die Bilder sind aber mehr als optische Zwischenhäppchen zu verstehen, denn verkleinert und fürs Web in sRGB konvertiert dienen sie einfach nicht für mehr.
Auch bei einem weiteren Bild lieferte das Orignal Ilford-Profil den um einen Hauch besseren Print. Die Antwort auf die Frage nach dem besten Profil und ob man nicht einfach nur generische Profile der Hersteller verwenden kann anstatt sich für viel (CM) oder noch viel mehr (i1) Geld ein Messgerät samt Software zu zulegen, kann man aus meiner Sicht wohl nur mit der Standard-Antwort für alle Farbemanagement-Angelegenheiten beantworten:
Es kommt darauf an...
...zum einen auf den Anspruch, zum anderen auf das Bild, das Papier und den Drucker.
Noch eines der zum Testen verwendeten Bilder
Die generischen Profile der von mir getesteten Papiere sind durch die Bank schon sehr gut und zumindest die Drucker vom Epson 3800 an aufwärts wohl mit ausreichend geringer Varianz gefertigt, dass in aller Regel damit auch gehobene Ansprüche befriedigt werden können. In manchen Fällen bedarf es allerdings der Hilfe einer der beiden hier getesteten Lösungen, um das optimale aus einem Druck herauszuholen und hier macht der CM einen wirklich guten Eindruck, vor allem wenn man den Preis und den relativ geringen Aufwand beim Vermessen der Targets mit in Betracht zieht. Man fühlt sich unweigerlich an einen der von Steve Upton zusammengetragenen Farbmanagement-Mythen erinnert:
Je mehr Farbfelder im Target umso besser das resultierende Profil...
Und der CM ist der lebende Beweis dafür, dass dieser Mythos in seiner Allgemeingültigkeit auch ein Mythos ist.
Also bleibt für den Bereich Drucker festzuhalten, dass vor allem Besitzer von hochwertigen Druckern, die eine geringe Serienstreuung aufweisen und für die die geläufigsten Papierhersteller generische Profile bereit halten, auch ohne Messhardware schon recht weit kommen.
Aber (ich wiederhole mich, ich weiß): Kunst kennt keine Kompromisse und aus diesem Grund wird man nicht um die Anschaffung wenigstens eines CM herum kommen, wenn man auch höhere Ansprüche zufrieden stellen möchte. Alternativ kann man natürlich auch einen Profilerstellungsservice (zum Beispiel
diesen ... nein, ich bekomme keine Vermittlungsprovision) in Betracht ziehen, was sich vor allem dann lohnt, wenn man nur wenige Papiersorten im Einsatz hat.
Nicht immer nur Katzen ;-)
Bliebe noch das Thema Beamer zu erwähnen. Hier glänzt beim Thema Software und Handhabung vor allem das i1. Im Unterschied zum CM, der maximal im Abstand der Leinwanddiagonale von der Leinwand platziert werden darf, ist das i1 vom Messwinkel so klein, dass man es einfach auf dem Beamer platzieren kann und es dadurch nie im Weg, sprich im Projektionsstrahl des Beamers, steht. Letzteres passiert mit dem CM zwangsläufig, da die Software einen dazu zwingt, den CM recht nah und mittig an der Leinwand zu platzieren, bis sie ihr OK für die eigentlich Profilierung gibt. Dieser Vorab-Check ist natürlich sehr wichtig, weil man sonst keinerlei Möglichkeit zur Überprüfung hat, ob das Messgerät die Leinwand überhaupt korrekt erfasst. Dieser Check ist bei i1 vorbildlich gelöst und das mitgelieferte, versstellbare Stativ (siehe Bild) für den Messkopf macht die ganze Aktion zur problemlosen Angelegenheit, während man beim CM schon improvisieren muss und sich selbst um einen geeigneten Untersatz kümmern muss.
Messkopf und Stativ des i1
Die Einstellungen in der Software beschränken sich auf Gamma und Weißpunkt und man tut gut daran, den nativen Weißpunkt des Beamers zu belassen. Was bei guten TFT-Monitoren mittlerweile kein Thema mehr ist, gilt für Beamer eben noch nicht und die Anpassung des WP über den Beamer an z.B. die üblichen 6.500K führt zu schlechteren Ergebnissen in Form von Tonwertabrissen in feinen Verläufen.
Belässt man es beim Nativen WP, belohnen einen beide Messgeräte mit sehr guten Profilen, welche die Farbdarstellung auf meinem SX-50 deutlich verbessert haben.
Canon SX-50: Einmal mit i1, einmal mit CM gemessen
Betrachtet man sich die Profile, fällt auf, dass sich die Gamutplots wie Zwilling ähneln aber um einen (nahezu) konstanten Wert zu einander verschoben sind. Verifizieren läßt sich das ganze zwar besser in 3d direkt in Colorthink, aber um es hier zu veranschaulichen dürfte der folgende 2d Plot geeigneter sein.
Das CM-Profil ist das mit dem "Wurmfortsatz" im blauen Eck
Erklären kann ich das nur damit, dass der CM vermutlich mehr vom reflektierten Licht misst und es dadurch zu einer Verschiebung des Weißpunktes kommt. Ich werde das noch weiterverfolgen, kann aber schon so sagen, dass das i1 Profil wohl das korrektere von beiden ist. Wenn man aber keinen direkten Vergleich hat, liefert auch das CM-Profil schon sehr stimmige Farben und beide stellen wie gesagt eine große Verbesserung zur Projektion ohne Profil dar.
Abschließend mein Fazit: You get what you pay for! Aber der CM ist sein Geld auf alle Fälle Wert und Leistungsunterschied zwischen beiden Lösungen ist deutlich geringer als der Unterschied im Preis. Umso verständlicher dass x-rite die Software des CM in einigen Punkten eingeschränkt hält, um den Markt des großen Bruders nicht unnötig zu kannibalisieren ;-)