Sonntag, 12. Oktober 2008

Dienstag, 07.10.2008

Zur Sicherheit haben wir uns gestern den Wecker gestellt, denn heute durften wir auf keinen Fall verschlafen, schließlich wollten wir schon vor Sonnenaufgang am Mesa Arch sein. Da der Willow Flats Campground aber nicht weit davon weg ist, mussten wir nicht ganz so unchristlich früh aufstehen wie beim letzten Besuch an diesem ganz besonderen Ort. Da hatten wir nämlich noch in Moab übernachtet und durften dadurch schon um 4 Uhr aufstehen...

Also machten wir uns gegen kurz nach 6 Uhr auf den Weg. Nach einem kurzen Fußmarsch vom Parkplatz zum Arch traf mich fast der Schlag, als wir über die Kuppe kamen und den Arch sahen. Da standen schon ca. 15 andere Fotografen! Beim letzten Mal waren wir hier alleine!? Wie sich später herausstellte, waren die meisten der 15 Teilnehmer einer Fotogruppe und wir hatten natürlich genau den Tag erwischt, den sie sich für den Mesa Arch ausgesucht hatten.

An freie Standplatzwahl war natürlich nicht mehr zu denken und da ich eigentlich ein Panorama machen wollte, war es natürlich heute extra schwer, keine anderen Stativbeine etc. mit ins Bild zunehmen. Naja, es war nicht schwer, es war unmöglich :-(

Also warteten wir auf den Sonnenaufgang und starrten gebannt gen Osten. Als es endlich soweit war, klickte es an allen Ecken und Enden. Vor allem natürlich bei mir, da ich mir ja ein Panorama in den Kopf gesetzt hatte. Da man durch den Arch der Sonne direkt entgegen blickt, ist die sichtbare Seite des Arches natürlich im Schatten und zur Sicherheit bietet sich dann eine Belichtungsreihe von mind. 3 Bildern an, um das ganze hinterher per DRI zu kombinieren. Im Umkehrschluss hieß das natürlich für mich: Pro späterem Bild musste ich also 5x3 mal abdrücken. Das ist vor allem dann besonders stressig, wenn ständig jemand unbedingt seine Arme, (Stativ)-Beine oder am liebsten gleich seine Kamera mit in meinem Panorama verewigen möchte ;-)

Unter diesen Umständen bin ich mit dem Ergebnis sehr zufrieden. Die Sonne geht leider um diese Jahreszeit schon sehr südlich auf, so dass sich der Stern leider nicht in den goldenen Schnitt setzen lies, vor allem, wenn man sich den Standplatz eh nicht wirklich aussuchen kann. Irgendwann komme ich nochmal im Sommer her, dann ist's eh zu heiss für Ausflüge von Fotogruppen und die Sonne steht dann weiter nördlich am Horizont.

Mesa Arch im Panormaformat

Noch zwei weitere Kompositionen...

...im klassischen Format

In der Zwischenzeit waren natürlich noch mehr Fotografen aufgetaucht, so dass es noch wuseliger zu ging. Dass ist eben der Preis für das einzigartige Spektakel, dass sich hier an jedem klaren Morgen abspielt. Insgesamt zählte/schätzte Sonja fast 30 Menschen rund um den Arch, die meisten davon mit einer Kamera und einem Stativ bewaffnet (wenn man auch nicht jedes Exemplar unbedingt als solches bezeichnen konnte ;-).

Und so sah es von der Seite aus

Wobei das ganze noch gar nix war, wenn man es mit dem Auflauf vergleicht, der uns am Abend erwarten sollte. Aber davon gleich weiter unten.

Nach getaner Arbeit ging's wie üblich zurück zum Zelt zum Frühstücken. Dabei unterhielten wir uns noch ein bisschen mit Anastasia und Miles, den beiden netten Amerikanern, die uns so großzügig mit auf ihren Zeltplatz gelassen hatten. Anschließend ging es an's Zusammenpacken, wobei auch heute das Zelt wieder erst in der Sonne so halbwegs getrocknet werden musste. Das ist das Gute an so einem HighEndSuperLuxusZelt wie unserem: Man kann es zur Not auch richtig schlecht behandeln, wenn es keine Zeit zum Trocknen gibt. Wir haben eh nicht wirklich vor, es zurück mit nach Deutschland zu nehmen, denn seinen stolzen Einkaufspreis von 25,- Euro hatte es eh schon in der ersten Nacht wieder erwirtschaftet ;-)

Fertig gepackt und verabschiedet ging es zurück ins Tal nach Moab, wo wir unser "Camp" für die Ausflüge in den Arches NP aufschlagen wollten nachdem der Campground im Park eh hoffnungslos überfüllt war und wir keine Lust hatten, uns schon morgens um 7.00 Uhr für einen freien Platz anzustellen (Da waren wir ja eh noch am Mesa Arch).

Da wir beim letzten Mal mit dem Moab Valley Inn sehr gute Erfahrungen gemacht hatten und das Super 8 am Ortseingang uns nicht vor 15.00 Uhr in die Zimmer lassen konnte, versuchten wir auch diesmal wieder dort unser Glück und fanden es auch.

Nach ein paar Besorgungen und einem kleinen Mittagsimbiss in Form eines Bagels (und dem obligatorischen Bloggen) machten wir uns gegen 17.00 Uhr auf den Weg in den Park. Wer jetzt fragt, warum nicht früher, dem mag als Antwort hoffentlich genügen, dass wir den größten Teil des Parks schon kennen und die Teile, die wir noch nicht kennen, entweder nur per 4x4 oder zu Fuß zu erreichen sind und für letzteres war es eh schon zu spät, denn das Ziel war den Sonnenuntergang am Delicate Arch (im Folgenden einfach DA) zu fotografieren und das unvorteilhafte Licht davor einfach auszulassen, da ich viele interessante Steinformationen schon in dem selbigen abgelichtet habe ;-)

Am Parkplatz bei der Wolfe Range, dem Startpunkt des Aufstiegs zum DA, waren die legalen Parkplätze natürlich schon vergeben, sodass wir uns einfach ein bisschen an den Rand quetschen mussten. Mit Stirnlampen, warmen Überziehklamotten und genügend Wasser im Rucksack machten wir uns auf den Weg nach oben. Man geht dabei ca. 35-90 Minuten (je nach Kondition und Gepäck, ich hatte ca. 22 Kilo auf dem Rücken) meist bergauf und kann dabei wunderbar die Aussicht geniessen und/oder kräftig schwitzen. Wir taten beides und erreichten noch lange vor Sonnenuntergang (also rechtzeitig) das gigantische natürliche Amphitheater am DA. Dort war es natürlich wie immer um diese Uhrzeit schon brechend voll. Aber im Gegensatz zum Morgen am Mesa Arch gibt es hier auch jede Menge Platz für all die Menschen und das Beste: Den schönsten Winkel auf den Arch, sodass man die Schneebedeckten Lasal-Mountains darin einrahmen kann, bekommt man von einer Stelle, die sich noch immer nicht wirklich herumgeprochen hat bzw. die an einem recht steilen Teil des Amphitheater liegt, an dem man schon schwierigkeiten hat, seinen Rucksack irgendwo unterzubringen. Was von beidem der Grund ist, weiss ich nicht, auf jeden Fall war ich froh, dass ich sie mir mit nur einem anderen Fotografen teilen musste. Wie sich herausstellte, war er koreanischer Abstammung, arbeitete hauptberuflich für AP und sehr nett. So verging die Zeit des Wartens auf die "heissen" fünf Minuten doch recht kurzweilig mit einer netten Unterhaltung, unterbrochen nur von einer Showeinlage einer (sorry, aber es ist so) dummen deutschen Touristin, die sich in den Kopf gesetzt hatte, das Amphitheater hinunterzusteigen. Da sie (das behaupte ich jetzt einfach mal frech, sonst hätte sie sich einen besseren Weg gesucht) keinerlei Klettererfahrung hatte, rutschte sie auch alsbald aus und lag auf dem Rücken, alle viere von sich gestreckt an einem recht Steilen Abschnitt und konnte/traute sich weder vor noch zurück.

Nicht falsch verstehen, meine Erzählung klingt zwar vielleicht etwas schadenfroh, in Wirklichkeit ärgerte ich mich aber blos über so viel Unvernunft und die Tatsache, dass jetzt jemand seine eigene Gesundheit würde riskieren müssen, um sie aus dieser Lage zu befreien. Selbstverständlich machte ich mich auch selbst bereit dazu Ihr zu helfen, und damit vermutlich DAS Bild, das ich heute machen wollte und auf das ich mich schon sehr lange freute, zu verpassen. Ich musste aber zuerste Kamera und Stativ in Sicherheit bringen, denn sonst wäre aus dem Bild sicher nichts mehr geworden ;-)

Doch zum Glück waren zwei Herren, die nicht ganz soweit von der Dame entfernt waren, so nett und bildeten eine Kette und konnten sie so aus ihrer prekären Lage befreien. Das ganze unter den Augen von ca. 80-100 weiteren Zuschauern, die alle für kurze Zeit den Atem angehalten hatten.

Die Wolken während des Vorprogramms waren recht fotogen

Nicht vergessen zu erwähnen sollte man natürlich auch die ganzen anderen Witzbolde (leider tun sich auch hier überdurchschnittlich viele Deutsche hervor), die direkt während den "heissen" 5 Minuten nichts besseres zu tun haben, als sich in den DA zu stellen und vom Partner/Begleiter/etc. darunter ablichten zu lassen. Dazu wäre eigentlich den ganzen Tag über Zeit, denn das Erinnerungsbild muss ja nicht zwingend im besten Licht geschossen werden, vor allem dann nicht, wenn man damit zig anderen Fotografen das Bild versaut. Aber das sehen manche eben anders und dementsprechend schallt den Witzbolden eben das eine oder andere mal mehr mal weniger freundliche Wort aus der Fotografenriege entgegen. Leider hilft das nicht immer sofort, sodass aus den 5 eben nur 2 Minuten wurden und ich leider nur eine Variante meines Hochformatpanoramas machen konnte. Ich muss wohl noch an der Schnelligkeit feilen. Das Bild habe ich ja eigentlich bereits, aber es ist halt nur der Panorama-Auschnitt aus einem normalen 2 zu 3-Acht-Mega-Pixel-Bild und da ich mir in den Kopf gesetzt habe, es in ca. 1x3m in unser Treppenhaus zu hängen, muss eben noch eine hochaufgelöste Variante her, wozu habe ich schließlich den schweren Panoramakopf hier hochgeschleppt ;-)

Variante A des erträumten Hochformatpanos

Als das Leuchten vorbei ist, bricht auch schon der Massenansturm auf den Abstieg los. Da es danach hier oben erst so richtig schön, weil einsam, wird, bleiben Sonja und ich, zusammen mit dem Koreaner und ein paar anderen erstmal noch da und ich probiere ein paar andere Einstellungen, abseits der üblichen DA-Bilder. Der Himmel leuchtet dafür geradezu einladend.

Die Lasal-Berge eingerahmt im DA

Jetzt wo fast alle weg sind und man auch niemanden mehr stört, bleibt auch etwas Zeit für ein Selbstportrait von uns beiden, sodass flink der Blitz aufgesteckt wird und der Selbstauslöser aktiviert wird.

Viele Grüße von zwei glücklichen DA-Touris (Am unteren Rand der Beweis, dass wir in Wirklichkeit Zombies sind ;-)

Leider steht der Mond momentan sehr hoch um diese Uhrzeit, so dass wir keinen vernünftigen Winkel mehr finden, um ihn zusammen mit dem DA ins Bild zu bekommen. Also machen wir uns als die letzten vier (Sonja, der Koreaner, ein lustiger Amerikaner und ich) auf den Weg zurück zum Parkplatz. Bislang dachte ich ja, dass unsere Petzl-Stirnlampen wahre Leuchtwunder wären, was aber die beiden Amis (der Koreaner lebt auch seit 20 Jahren in den USA) für den Abstieg auspackten, lies unsere Lampen wie Glühwürmchen erscheinen. Hätten sie vier davon gehabt, hätten wir damit ein Flutlichtspiel durchführen können.

Nach einem ca. 35-minütigen Abstieg, bei dem wir uns je nach Puste noch ganz nett mit den beiden unterhielten, erreichten wir den Parkplatz und verabschiedeten uns. Danach folgten noch ca. 30 Minuten Fahrt nach Moab, wo wir schnell duschten und dann den örtlichen Denny's aufsuchten, wo wir unser wohlverdientes Abendessen genossen. Sonja gönnte sich ein Sirloin-Steak mit Gemüse und Hashbrowns und ich verschlang ein Philly-Blend-Sandwich, belegt mit Roastbeef, Swisscheese, Mushrooms, Onions und einer leckeren Sauce.

Danach wie immer noch ein bissel bloggen und dann ab ins Bett, denn der Wecker war schon wieder auf 6.00 Uhr (zumindest für mich) gestellt...

2 Kommentare:

Tinchen {Katrin} hat gesagt…

Hallo Harald,

ich bin absolut begeistert von den super Fotos und dem Reisebericht - am liebsten wäre ich mitten mit dabei!

Gigantische Aufnahmen! Super Landschaft!

Gibt's später ein Buch darüber? Falls ja - bitte informiere mich, ich hätte es sehr gern :).

Liebe Grüße aus dem sonnigen Weimar,

Katrin

With the Eye of the Tiger hat gesagt…

Hallo Katrin,

danke für Deinen Post, es freut mich sehr, dass Dir die Bilder so gut gefallen. Ein Buch wird es vermutlich nicht geben, wohl aber mit großer Wahrscheinlichkeit einen Kalender. Falls Du daran interessiert bist, schicke mir bitte eine Email an hl §ät§ Eye-of-the-Tiger.com

VG
Harald