Donnerstag, 9. Oktober 2008

Samstag, 04.10.2008

Der Wecker war gestellt und klingelte tatsächlich rechtzeitig wieder um 6.00 Uhr, doch draußen war bereits wieder ein wohlvertrautes Geräusch zu vernehmen: Plitsch...Platsch...

Und tatsächlich zeigte sich der Himmel wie schon gestern grau in grau in Kombination mit fühlbar erhöhter Luftfeuchtigkeit. Doch ich machte mich trotzdem auf zu Schwabacher Landing, woher dieser völlig irreale Optimismus am frühen Morgen herkam, kann ich mir auch jetzt noch nicht erklären. Vielleicht war es einfach die Neugier, wie es an diesem neben Oxbow Bend wohl meistfotografierten Ort des Grand Teton NP denn aussehen mag.

Naja, viel zu sehen war nicht, denn die gesamte Tetonrange, und damit das Haupmotiv, war auf Grund sehr tiefer Wolken/Nebel überhaupt nicht zu sehen und es noch immer regnete, beschloss ich den Fotorucksack gleich im Auto zu lassen. Es reicht ja schließlich völlig, wenn ich dumm im Regen rummarschiere und nass werde, da muss ich den armen Rucksack ja nicht mit reinziehen. Schon bevor ich am eigentlichen Ort des Begehrens angekommen war, hörte ich schon die anderen Idioten (da zähle ich mich natürlich voll dazu), die an diesem morgen einfach nicht glauben wollten, dass die Sonne sicher nicht hinter den dicken Wolken hervorkommen wird, wie sie lauthals Fotografenlatein austauschten. Da unterscheiden sich Fotografen sicher nicht von anderen Menschen mit ebenfalls fragwürdigen Hobbies wie Anglern, Jägern, etc. Sobald eine Gruppe zusammen ist und es nichts anderes zu tun gibt, werden die wildesten Geschichten ausgetauscht ;-)

Nur Fotos entstehen dabei nicht, aber daran war heute morgen eh nicht zu denken. Also beschloss ich die schöne Landschaft (zumindest was ich davon erahnen konnte) bei einem kleinen Spaziergang zu genießen und ging auf Umwegen wieder zum Auto zurück. Danach schaute ich mir ausgiebig das wirklich beachtenswerte Visitor Center an, fuhr noch an ein, zwei anderen lohnenden Fotomotiven vorbei, um sie für den nächsten (hoffentlich lichttechnisch besseren) Morgen schonmal auszuspionieren. Da ich dabei die eine oder andere Dirtroad benutzte und diese nach all dem Regen ihrem Namen auch alle Ehre machten, sah das Auto danach von aussen genau so aus wie wir es von innen in Bozeman in Empfang genommen hatten. Nur das der anhaltende Regen das äußerliche Problem im Laufe des Vormittags schnell wieder gelöst hatte.

Zurück im Motel ging's nach einem kurzen Frühstück mal wieder an den Rechner zum Bloggen. Damit war neben einem kurzen Einkauf mit Mittagessen der Rest des Tages bis gegen 16.00 Uhr auch schon ausgefüllt, als es endlich "etwas" freundlicher wurde und aufhörte zu regnen. Das musste sofort genutzt werden und wir machten uns auf den Weg in den Park, um das weiche Licht (naja, viel Licht gab es zwar nicht) für ein paar Tierfotos zu nutzen. Dafür mussten allerdings erstmal ein paar Tiere her. Mit etwas Glück und ein paar Insiderinfos, oder war es eher mehr Glück als Verstand, entdeckten wir bald eine Herde Pronghorn-Antilopen in evtl. günstigem Abstand. Nach kurzem beobachten umrundete ich die Herde und versteckte mich in deren Laufrichtung hinter einem großen Strauch, so dass ich sie langsam auf mich zukommen lassen konnte ohne dass sie sich von mir gestört fühlen mussten.


Leider war unter den ganzen Damen kein einziger ausgewachsener Bock, so dass ich leider die für diese Art typischen Gabelhörner (daher auch der deutsche Namen) nicht fotografieren konnte. Das folgende Bild zeigt recht gut, warum das fotografieren von derartigen Pflanzenfressern sehr zur Geduldsprobe werden kann. Sie sind nämlich leider zu (gefühlten) 99,9% damit beschäftigt, zu grasen und haben dabei den Kopf natürlich fototechnisch sehr elegant am Boden. Da lobe ich mir doch die Raubtiere und vor allem die Katzen ;-) Aber schön sind die meisten Huftiere natürlich schon, weshalb sich das Warten manchmal doch lohnt.


Butshots sind unter Tierfotografen ja eigentlich (zu Recht) verpönt, aber keine Regel ohne Ausnahme und wie ich finde sind die Hinterteile hier doch recht fotogen ;-)

Etwas weiter trafen wir auf eine recht große Herde Bisons, die zum größten Teil die Straße schon überquert haben. Wer sowas schon öfter erlebt hat, weiss: Sind die Tiere erstmal über die Straße drüber, gibt es fast nur noch Butshots. Und davon reicht einer pro Tag vollauf...

Also warteten wir, bis auch der etwas abgehängte Rest der Truppe in unsere Nähe kam. Das Licht wurde dabei zusehens schlechter, so dass auch hier wieder die bereits erwähnte Pölkingsche Regel angewandt werden musste: If you can't make it good, make it big!

Das rechte der beiden Bilder zeigt einen Bullen beim sog. Flehmen. Dabei wird die Oberlippe hochgerollt und manchmal, so wie hier, mit der Zunge Luft zum Gaumen gefächert, wo sich das sog. Jacobsonsche Organ befindet, mit dessen Hilfe der Geruch (Pheromone) paarungsbereiter Partner identifiziert werden kann.

Dieses Verhalten ist bei vielen Säugetieren, vor allem Huftieren und Katzen zu beobachten und sieht mitunter sehr komisch aus.

Wie gesagt, es war schon sehr finster, sodass wir die Bisons bald in Ruhe ließen und uns zur Mormon Row begaben, wo ich Sonja die beiden bekannten historischen Scheunen zeigen wollte, die ich mir am Morgen schon angesehen hatte und die ich für den nächsten Morgen zu Fotografieren hoffte (ja, unbegründeter Optimismus ist unheilbar). Kurz bevor wir bei der ersten angekommen waren, passierte genau das, worauf ich den ganzen Morgen und Abend gehofft hatte. Der Himmel riss genau an der richtigen Stelle auf und es zeigte sich ein schönes Abendrot. Leider sind solche Lichstimmungen fast immer nur von kurzer Dauer, sodass der gute Toyota auf der sehr holprigen Dirtroad zeigen musste, was in ihm steckt. Endlich bei der Scheune angekommen, hechtete ich samt Kamera aus dem Auto und schafft noch im Flug ein einziges Bild, bevor die Stimmung wieder weg war.


O.K., O.K., das war jetzt wohl ganz leicht übertrieben dargestellt mit dem Hechten, aber da es wirklich sehr schnell ging und gehen musste und ich ganz gegen meine eigentliche Überzeugung kein Stativ benutzte, hat es sich für mich halt so angefühlt ;-)

Wiedermal wurde die wichtigste Fotoregel bestätigt (Sie läßt sich wie ich finde, leider nur in Englisch richtig ausdrücken): F8 and be there!

Danach gings zurück zum Hotel und auf dem Weg dorthin durfte der Regen unseren Wagen zum zweiten Mal an diesem Tag waschen...

Keine Kommentare: