Sonntag, 26. Oktober 2008

Samstag, 18.10.2008

Pünktlich kurz vor Sonnenaufgang wachte ich auf und machte mich auf zum (von mir so getauften) Bridal Arch. Eigentlich hat er keinen offiziellen Namen, aber seitdem ich mitbekommen habe, dass Hochzeitspaare aus dem nicht all zu weit entfernten Las Vegas sich gerne unter diesem Arch fotografieren lassen, habe ich ihm eben diesen Namen gegeben.

Die Sonne geht heute glutrot auf, das schreit natürlich nach einem Gegenlichtmotiv und da kommt der Arch gerade richtig.

Deshalb heißt es "Valley of Fire"

Leider ist das Morgenrot auch sehr schnell wieder vorbei, so dass jetzt die andere Seite des Arches mit Auflicht an der Reihe ist. Das Auflicht läßt aber noch etwas auf sich warten und auch der Himmel gibt nicht wirklich viel her, so dass ich mich entschließe lieber etwas anderes für den Hintergrund zu suchen.

Auch deshalb heißt es "Valley of Fire"

Kurzzeitig spielt der Himmel etwas mit

Da das Licht viel später auf den Arch trifft, als ich gehofft hatte und der Himmel gleich wieder in Richtung grau abdriftet, muss eben ausnahmsweise die Straße als Motiv herhalten ;-)

Variation A

Variation B

Variation C (und mein Favorit)

Nach diesem kleinen (diesmal gewollten, siehe gestern) Ausflug in die Asphaltfotografie pilger ich zurück zum Zelt und schmeiss erstmal Sonja aus dem Schlafsack. Komisch, jetzt wo es wieder die ganze Nacht kuschlig warm im Schlafsack (eher sogar zu warm, wenn ihr mich fragt) ist, steht sie morgens nicht mehr freiwillig mit mir auf ;-)

Zum Frühstück gibt's leckeren SPAM (gemeint ist das und nicht das, wir hatten hier natürlich kein Internet ;-) und Bagels vom Vortag, die dafür noch erstaunlich O.K. sind. Dazu noch eine kleine Dose der von uns so geliebten Beanee Weenees und Sonja rächt sich für das aufwecken, indem sie erstmal alle Würstchen aus der Dose klaut, sodass für mich nur noch die "Baked Beans" bleiben. Doch da kommt mir eine geniale Idee, wie ich meinen schon ein klein wenig trockenen Bagel noch aufpeppen könnte und ich bestreiche meine Schicht SPAM mit den Baked Beans. Da das noch nicht abgefahren genug ist, gibt's oben drauf noch drei große Tortilla Chips (die ungewürzten, leicht gesalzten).

Ja, ja, ich weiss: Herr F. L. aus E. würde jetzt sagen aus Dir wird nie ein Feinschmecker. Stimmt, da nützt es nichtmal was, dass ich einen Gourmetkoch als Vater habe. Egal, mir schmeckt das ganze wirklich gut und Sonja sitzt daneben und grinst sich eins...

Danach ist erstmal Faulenzen angesagt (OK zuvor wurden erstmal Teller und Besteck gespült, Zähne geputzt, etc. nur falls sich wieder jemand beschwert, wenn ich das nicht erwähne ;-)

Da es im Zelt schon bald recht warm wurde, hier mal ein Blick aus unserem Schlafgemach, holte ich meine Isomatte raus und legte mich in den Schatten zum Lesen, während es sich Sonja mit ihrem Roman auf der Bank bequem machte. Bald bekamen wir Besuch von einem Squirrel (zu deutsch Hörnchen) und da ich gerade sowieso in einem Bestimmungsbuch für nordamerikanische Säugetiere las, (Die Mac World Zeitschrift hatte ich zun diesem Zeitpunkt schon durch) war es auch so gleich als "White-tailed Antelope Squirrel" entlarvt. Der Schwanz ist übrigens nur auf der Unterseite weiß, auch wenn der Name das vielleicht anders suggeriert, die Oberseite ist wie man sieht schwarz. Natürlich griff ich gleich zur Kamera und legte mich auf die lauer, denn es würde uns bestimmt noch öfters besuchen kommen. Für ein gutes Foto musste es nur einfach in den schattigen Bereich der Felsen hüpfen, dann wäre ich schon zu frieden. So lag ich also auf meiner Isomatte auf dem faulen Bauch, ein Buch als Bodenstativ umfunktioniert, das andere in der Hand zum Lesen und wartete auf das Squirrel.

Ja liebe Leser: Das ist also die Wahrheit über die angeblich so harte und geduldstrapazierende Tierfotografie ;-)

Allerdings ließ sich der kleine Kerl reichlich Zeit, bis er wieder auftauchte und nochmehr, bis er endlich aus dem harten Sonnenlicht dorthin hüpfte, wo ich ihn haben wollte. Jetzt musste er nur endlich auch mal stehen bleiben und in eine gescheite Richtung schauen, natürlich in der richtigen Entfernung, denn ich war natürlich mit einer Festbrennweite bewaffnet. Und bitte schön auch den Schwanz noch etwas heben und die Hände nicht so lässig hängen lassen., sonst sieht das alles nicht sehr ansprechend aus...und das ist der andere Teil der Tierfotografie, auf den man meist recht wenig Einfluss hat ;-)

Unser Zeltnachbar

Als der Nachmittag weiter vorangeschritten war, erkundeten wir noch etwas den Park und machten bei den Beehives und am Visitorcenter halt, das allerdings schon geschlossen hatte.

Die "Bienenstöcke" im Valley of Fire

Leider war der Himmel zum Sonnenuntergang in die interessanteren Richtungen nicht so prickelnd, sodass ich mich an einem weiteren Panorama versuche, auf dem man schön sieht, wie sich hier im Valley die Felsen mit der Hügellandschaft nahtlos ablösen...

Breit werden sie von alleine
(Zitat von Klaus Schräder, meinem Panoramalehrer)

Als die Sonne bereits hinter den Hügeln verschwunden war, entdeckten wir auf dem Weg zum Zeltplatz einen Greifvogel auf einem Felsen sitzend. Den durfte ich mir natürlich nicht entgehen lassen, nachdem ich am Mittag bereits eines der Lieblingsbeutetiere der Greife hier fotografiert hatte. Wiedermal musste das 300er mit beiden Konvertern bestückt werden und wiedermal vermisste ich das 500er daheim, denn der Greifvogel war schon sehr weit weg.

So sah das ganze zu Beginn im Sucher aus, trotz 840mm :-(

Aber das schöne an den USA ist ja u.a., dass die meisten Tiere dort nicht annähernd so scheu wie bei uns in Europa sind und so konnte ich mich im Verlauf der nächsten halben Stunde langsam immer näher an ihn heran wagen, ohne dass er sich im geringsten gestört fühlte. Leider wurde es natürlich immer dunkler, so dass ich bei den folgenden beiden Bildern bereits bei ISO 1600 und 1/100s angekommen war, und das bei Offenblende. Jeder, der schonmal mit Konvertern fotografiert hat weiss natürlich, dass schon bei einem einzelnen Konverter das Abblenden um eine Blende wahre Wunder für die Bildqulität bringt, bei zweien blendet man tunlichst noch weiter ab, aber das war hier schon lange nicht mehr drin. Aber egal, man ist ja auch ein bissel Jäger und Sammler und ich hatte wieder eine Tierart mehr auf den Chip "gebrannt", auch wenn es sich bei diesem Red-tailed Hawk (Rotschwanzbussard) um eine der verbreitetsten Greifvogelarten in Nordamerika (ähnlich wie unser Mäusebussard, welcher der selben Gattung angehört) handelt. Und für die Umstände sind die Bilder noch ganz OK geworden.

Der rote Schwanz ist schön zu erkennen

Wahrscheinlich hat er mit seinen scharfen Augen entdeckt, dass ich mit zwei Konvertern und Offenblende, max. ISO-Zahl und einer lächerlichen 1/100s auf ihn anlegte und fasste sich deshalb entsetzt an den Kopf...

Bald wurde es noch finsterer und ich stoppte den Wahnsinn ;-) zumal wir mittlerweile auch hungrig waren. Also ging's zurück zum Zelt und wir vertilgten unsere restlichen Vorräte, bis auf einen kleinen Rest für's morgige Frühstück. Danach nutzten wir die Restenergie in unseren Stirnlampen noch zum Lesen und schliefen mit Gedanken an unsere morgige Ankunft in der Stadt des kommerzialisierten und perfektionierten Wahnsinns ein...

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